Wie viele Hundesozialkontakte dein Hund benötigt, kann man nicht pauschalisieren.
Es kommt auf verschiedene Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, gemachte Erfahrungen und den Charakter an. Wir versuchen in diesem Blogbeitrag einmal darauf einzugehen, wie man Hundekontakte stressfrei für Hund und Mensch gestaltet.
Warum brauchen Hunde eigentlich Kontakte?
Hunde sind sehr soziale Tiere. Sie wachsen in festen Sozialstrukturen auf und sind sozial obligat. Das bedeutet, sie können ohne soziale Kontakte nicht artgerecht leben. Dabei zählt auch der Mensch als Sozialpartner. Diese Sozialbeziehung zwischen Hund und Mensch ist interspezfisch, also zwischen zwei unterschiedlichen Arten. Die Sozialbeziehung zwischen Hunden nennt sich dann intraspezifisch. Hunde benötigen Sozialpartner, um zu kommunizieren. Sie bauen, wie wir Menschen, innerartliche und zwischenartliche Beziehungen auf und wollen diese auch aufrechterhalten. Ohne Sozialpartner wird das lebensnotwendige Bedürfnis nicht erfüllt. Dies kann bis zum Tod des Hundes führen.
Das bedeutet für uns Menschen also, wir müssen dafür sorgen, dass unsere Hunde genügend Sozialkontakte haben. Dabei gibt es aber keine pauschale, optimale Anzahl an Kontakten. Für jeden Hund ist dies unterschiedlich. Der eine Hunde kommt gut damit klar täglich mehr als zehn Hunde zu treffen. Für den anderen ist ein Hund schon beinahe zu viel. Je nachdem, welche Erfahrungen der Hund in seinem Leben bisher mit anderen Hunden gemacht hat. Ein gewisses Stressniveau ist dabei völlig normal, solange es sich um positiven Stress, also Eustress handelt. Bei negativem Stress, also Distress, fällt es den Hunden schwerer die Begegnungen zu verarbeiten.
Qualität vor Quantität!
Es gibt eine Faustregel, an die du dich halten kannst. Gestalte den Hundekontakt so qualitativ hochwertig wie es nur möglich ist. Dass das nicht immer möglich ist, ist dem Alltag geschuldet. Hier also einmal ein kleiner Ratgeber wie du stressfrei Hundekontakte erreichst:
Sei der Entscheidungsträger! Du selbst entscheidest, ob und wann dein Hund mit gewissen Hunden Kontakt haben soll.
- Lass dich nicht stressen. Weder von deinem Hund, noch von den anderen Hunden und deren Besitzern.
- Bring selbst Ruhe in die Begegnung und leine deinen Hund erst ab, wenn dieser auch zur Ruhe gekommen ist.
- Bei fremden Hunden bleibt ihr in Bewegung und lauft langsam weiter. Stehen bleiben verursacht häufig Druck und Stress bei den Hunden. Beim Laufen können die Hunde sich viel besser aus dem Weg gehen, wenn kleine Konflikte auftreten.
- Lass deinen Hund nicht im Stich! Wenn dein Hund Schutz bei dir sucht, gib ihm diesen! Es wird einen Grund haben.
Generell kann man sagen: Du entscheidest wann, wie lange und ob dein Hund überhaupt mit dem anderen Hund (oder Mensch!) Kontakt haben soll. Es ist auch völlig in Ordnung deinen Mitmenschen mitzuteilen, dass du jetzt keinen Kontakt wünschst. Dabei bist du nicht verpflichtet, dich zu erklären! Oft wird man dabei beschimpft oder beleidigt. Nimm dir so etwas nicht an und gehe souverän weiter.
Auch muss der Hund nicht alle seine Konflikte allein lösen! Wenn man dem Spruch folgt „Die klären das schon“, hat man am Ende des Tages auch einen Hund, der gelernt hat, Dinge allein zu klären und übernimmt Verantwortung im positiven und vor allem im negativen Sinne. Der Mensch sollte Ansprechpartner des Hundes sein. Kleine Reibereien dürfen die Hunde aber schonmal unter sich ausmachen, solange es sozial und fair bleibt. Allerdings nur, wenn beide Hunde eine gewisse Reife haben und sich nicht erst vor ein paar Minuten kennengelernt haben.
Auch ist es möglich, seinem Hund ein schönes Leben zu ermöglichen, ganz ohne fremde Hundekontakte. Wenn dein Hund also ein paar Hundefreunde hat, mit denen er kommunizieren kann und in einer Sozialpartnerschaft mit dir zusammen lebt, ist sein Sozialbedürfnis erfüllt. Es müssen also nicht täglich neue Hunde sein.
Störfaktor Leine
Es gibt sehr wenig Ausnahmen, wo Leinenkontakte sinnvoll sind. Ihr solltet eure Hunde an der Leine im Normalfall nicht zu anderen Hunden laufen lassen, um „mal Hallo zu sagen“. Dies kann nach hinten los gehen. Aber was passiert da?
Hunde wissen, dass ihre Bewegung durch die Führleine eingeschränkt ist und können nicht wie gewohnt kommunizieren. Wenn also fehlerhaft kommuniziert wird, entstehen Missverständnisse. Oft als Leinenaggression bekannt.
Aber das ist nicht das einzige Problem. Wenn der Hund gelernt hat, jedem Hund an der Leine „Hallo“ sagen zu dürfen, wird er dieses als völlig normal ansehen. Wenn es dann aber einmal nicht möglich ist den anderen Hund zu begrüßen, entsteht Frust. Die Hunde bellen, jaulen und ziehen wie verrückt zu dem anderen Hund und sind frustriert, da sie ihr Ziel nicht wie gewohnt erreichen können.
Um die Dinge zu umgehen, können wir Menschen Verantwortung übernehmen und die Entscheidung, wann welcher Hund begrüßt wird, abnehmen. Um die Akzeptanz des Hundes zu fördern, kannst du dabei mit Freigaben arbeiten.
Hierzu eine kleine Übung für Zuhause:
Leine deinen Hund an und lauf eine Runde. Setz deinen Hund vor dich ab und Leine ihn ab, ohne dass er direkt in den Freilauf rennt. Halte ihn also zurück, ohne zu berühren. (Wie genau, ist für jeden Hund unterschiedlich). Du kannst ihn körpersprachlich blockieren, ein Leckerli hinhalten oder ein „Bleib“ sagen. Hauptsache er bleibt sitzen, obwohl die Leine ab ist. Wenn er also abwartet, gibst du ihm das Zeichen, dass er in den Freilauf gehen darf. Dabei kannst du einfach nach vorn laufen und motivierend „OK“ oder „Und Los“ sagen.
Meist hat man solche Übungen schon beim Füttern aufgebaut. Der Hund wartet also auf die Freigabe bis er essen darf, während sein Futternapf schon vor ihm steht.
So übernimmst du für kleine Situationen Verantwortung und verfügst über mehr Entscheidungskraft. Dabei lernt dein Hund auch, dass es sich lohnt mit dir zu kommunizieren.
Also viel Spaß beim Ausprobieren und lass dich niemals stressen!
Euer Florian
DogWorker Dresden