Immer wieder bekomme ich die Frage von Kunden gestellt, wie man seinen Hund richtig auslastet. Was ist eigentlich Auslastung, wie viel ist in Ordnung und wann überfordert man seinen Hund? Diese und mehr Fragen möchten wir für euch in diesem Artikel klären, denn oft gibt es hier ein Missverständnis: Auslastung.
Mehr ist mehr, oder? Das typische Missverständnis: Auslastung
Überall, wo man als Hundehalter hin kommt und seine Probleme schildert, bekommt man gesagt, dass man seinen Hund mehr auslasten soll. Zwei Stunden Radfahren, eine Stunde Ballspielen oder einfach vier Stunden spazieren gehen. Aber was ändert das beispielsweise an einem Aggressionsproblem?
Unsere Hunde müssen manchmal echte Ausdauersportler sein, um uns in unserem Leben zu begleiten, welches wir umstellen, um den Hund glücklich zu machen. Etwas paradox, richtig?
Wenn wir uns das natürliche Verhalten des Hundes einmal genauer anschauen, bemerken wir, dass die Aussage „Mehr ist immer besser“ eindeutig falsch ist. Allgemein gesagt brauchen Hunde zwischen 18 und 22 Stunden Ruhe. Dies ist abhängig vom Alter, Gesundheitszustand und der allgemeinen Fitness. Ruhe bedeutet dabei allerdings nicht, dass euer Hund diese Zeit mit schlafen verbringen muss.
Ich als Trainer bemerke dabei den Trend, dass gerade frische Welpenbesitzer sehr engagiert sind und viel mit dem kleinen Hund unternehmen wollen, um ihn bestmöglich auszulasten. Manchmal sogar bis zu fünf Stunden täglich! Da gehen bei mir viele Alarmglocken an. Hunde und vor allem Welpen verarbeiten wichtige Dinge während der Ruhe- und Schlafenszeiten, die bei Welpen circa 22 Stunden täglich beträgt. Deshalb sollte man gerade im Welpenalter darauf achten, seinem Hund Ruhe zu gönnen. Oftmals müssen die Hunde diese Ruhe erst beigebracht bekommen, um zufrieden durchs Leben gehen zu können. Hilfreich dabei ist ein schöner Rückzugsort mit einem Hundebett. Auch eine Leine kann ein nützliches Hilfsmittel sein. Bei Unsicherheiten aber definitiv mit einem Trainer absprechen.
Was ist Auslastung eigentlich?
Auslastung ist die Zeit, die der Hund adäquat beschäftigt ist oder wird. Es wird unterschieden in geistige und körperliche Auslastung.
Zur geistigen Auslastung zählen Dinge wie: Schnüffelspiele, Training, Tricks, Denkaufgaben oder einige Hundesportarten wie zum Beispiel das Mantrailing. Also alles das, wo der Hund seinen Kopf anstrengen muss und mitdenkt.
Körperliche Auslastung ist beispielsweise: Joggen, Rad fahren, Ball spielen und auch einige Hundesportarten, wie zum Beispiel Agility.
Bei den meisten Dingen gibt es eine Mischung aus geistiger und körperlicher Auslastung, wobei meist eine Seite überwiegt.
Die Dosis macht das Gift
Die Menge und die Art der Auslastung hängt von drei großen Dingen ab: Rasse, Alter und Gesundheitszustand. Die jeweiligen Rassen wurden meist stets für spezifische Aufgaben gezüchtet. Um eine artgerechte Auslastung zu ermöglichen, sollte man wissen, für was die Rasse ursprünglich gezüchtet wurde und eine alternative Beschäftigung ermöglichen.
Um den Hund nicht zu überfordern, wie oben beschrieben, ist es wichtig, die Dauer nach dem Alter und dem Gesundheitszustand des Hundes anzupassen.
Wir haben bisher immer von „zu viel Auslastung“ geredet. Kommen wir jetzt einmal zum Gegenteil:
Wenn man einen Hund gar nicht oder zu wenig beschäftigt, können sich auch Verhaltensauffälligkeiten ergeben. Dies kann entstehen, da der Hund ohne Beschäftigung seine überschüssige Energie abbauen möchte. Dadurch haben unterbeschäftigte Hunde stets Stress und sind auf der Suche nach der nächsten Situation, um Energie abzubauen (Radfahrer jagen, Menschen/Hunde anbellen, etc.).
Aber diese Verhaltensauffälligkeiten können sich auch anders zeigen, durch destruktives Verhalten. Also die Selbstverstümmelung oder Zerstörung von Gegenständen.
Oft sehe ich auch, dass die Hunde sich eigenes alternatives Verhalten suchen, da vom Menschen nichts angeboten wird. Hierbei fangen die Hunde an, aus Langeweile den Menschen zu hüten, beschützen oder zu maßregeln.
Zusammengefasst gesagt: man muss eine gute Mitte finden.
Kein Hund muss täglich übermäßig beschäftigt werden. Es ist auch einmal gut, hin und wieder einen Ruhetag einzulegen. Meine Hunde freuen sich sehr über den Sonntag. Da passiert hier, bis auf ein paar kleine Runden, gar nichts.
Hunde müssen lernen, zur Ruhe zu kommen und nicht in einer stetigen Erwartungshaltung zu sein, wann der nächste Spaß losgeht.
Bis bald zum nächsten Beitrag!
Euer Florian
DogWorker Dresden