Kommunikation zwischen Hunden – Alles erlaubt?

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Die Kommunikation zwischen Hunden ist ein extrem spannendes und vielfältiges Thema. Wer die Kommunikation versteht, der kann auch verstehen, was in den Hunden vorgeht. 

Um etwas spezifischer zu werden unterscheiden wir zwischen den einzelnen Kommunikationsformen: 

– olfaktorisch

– akustisch

– taktil

– visuell

Wenn man den Hund einschätzen möchte, muss man sich den Gesamteindruck anschauen. Ein Kommunikationskanal allein sagt wenig aus und kann auch falsche Schlüsse zulassen. 

Kommunikation ist die Gesamtheit aller Signale, die ein Sender zum Empfänger richtet 

  1. Olfaktorische Kommunikation

In dieser Form geht es allein um die geruchlichen Aspekte. Hunde können sich also mit Düften verständigen. Aber wie tun sie das?

Jeder hat es schon einmal gesehen: Ein Hund hebt das Bein und markiert an einen Baum. Das macht er nicht ohne Grund, es geht dabei hauptsächlich um die Kommunikation zu anderen Hunden. Er kann anderen Hunden also durch Urin und Kot (und Geruchsstoffe aus der Analdrüse) mitteilen, dass er eventuell Anspruch auf das Revier erhebt, einen Sexualpartner sucht oder imponieren möchte. Das Markieren kann noch mehr Gründe haben, dazu später mehr. Durch die Markierung wissen andere Hunde also wer vorher an dieser Stelle war.

Hunde besitzen ein Jacobsonsches Organ, womit sie Flüssigkeiten analysieren können. Sie lecken Blut, Urin oder andere Stoffe auf und beginnen zu schmatzen. Dabei produzieren sie viel Speichel und drücken die Flüssigkeit in Rezeptoren am Gaumen. Dadurch kommen sie an Informationen des anderen Hundes wie Geschlecht, Sexualzyklus, Gesundheitszustand und bekommen einen Eindruck des Alters.  

  1. Akustische Kommunikation

In der Akustik geht es um alle hörbaren Signale, die ein Hund senden kann. 

Diese Signale sind für den Menschen am verständlichsten. Bellen, knurren und brummeln sind nur einige Beispiele. Für Hunde untereinander spielt die Akustik meist im Droh- oder Konfliktverhalten eine größere Rolle. Egal ob ein Hund offensiv oder defensiv droht – er wird (im Normalverhalten) dabei knurren. Das Knurren klingt je nach Status des Hundes und je nach Situation anders. Es kann sehr tief und selbstbewusst klingen. Es kann aber auch sehr laut und grell klingen. Auch das Bellen ist sehr vielfältig und muss kein gerichtetes Signal sein (muss also keinen direkten Empfänger haben). Hunde bellen unter anderem auch, um die Aufmerksamkeit des Besitzers oder die der anderen Hunde zu bekommen. Das fordernde Bellen kann auch als Spielaufforderung gezeigt werden. Um die verschiedenen akustischen Signale zuzuordnen, sieht man sich wieder den Gesamteindruck des Hundes an. 

Jeder Hund kann auch fiepen bzw. jaulen. Das Fiepen wird oft in Zusammenhang mit Nervosität und Aufregung gebracht. Gerade triebstarke Hunde (z.B. Hüte- oder Jagdhunde) neigen dazu, bei Ungeduld zu fiepen. 

Das Jaulen hängt oft mit Schreckreizen bzw. Schmerzen zusammen. Hunde, die akute Schmerzen verspüren, geben oft ein kurzes Jaulen von sich. Jaulen an sich muss aber nicht bedeuten, dass der Hund Schmerzen hat, sondern kann auch ein Indiz dafür sein, dass dieser sich eben vor etwas erschrocken hat. 

  1. Taktile Kommunikation

Hunde kommunizieren auch über Berührungen. Diese Art sieht man häufig bei engen Sozialpartnern, dem sogenannten Kontaktliegen. Dies zeigen sie bei anderen Hunden aber auch bei uns Menschen. Hunde lecken sich auch gegenseitig Augen, Ohren und Lefzen, was man zum Komfortverhalten zählen kann. Hunde schütten dabei das Bindungshormon Oxytocin aus. 

Auch in der Konfliktvermeidung kommt es zu Taktiler Kommunikation. Das Lecken der Lefzen kann als distanzverringernde Geste gezeigt werden. Gerade bei jungen Hunden oder Welpen gilt dies als Begrüßungsritual und wird später noch als beschwichtigende Geste gezeigt. Aber auch das Heben der Pfote kann ein Zeichen für eine Deeskalation sein. Auf deeskalierendes Verhalten gehen wir später noch einmal genauer ein. 

Es kann auch taktil imponiert werden. Hunde legen beispielsweise ihre Pfote oder ihren Kopf auf den Rücken oder Kopf des Gegenübers. Dabei geht es meist um die Sozialbeziehung, was fälschlicher Weise häufig mit purer Dominanz verwechselt wird. Man kann beim Pfote auflegen und auch beim Aufreiten von einer gewissen Dominanz sprechen. Aber Dominanz ist keine Charaktereigenschaft, die ein Hund haben kann, sondern es beschreibt einzig die soziale Beziehung zweier Individuen. Die generelle Aussage: „Mein Hund ist so dominant.“ kann demzufolge niemals stimmen. 

  1. Visuelle Kommunikation

Diese Art kann sowohl für die Nähe, als auch für die Ferne genutzt werden. 

Da Hunde hauptsächlich körpersprachlich miteinander kommunizieren, ist es wichtig die Signale zu erkennen und richtig darauf reagieren zu können. Angefangen am Kopf haben Hunde mehrere Ausdrucksmöglichkeiten: Ohren, Augen, Nasenrücken, Lefzen, Stirn, Zunge, Augenlider und die Zähne. Weitere am Körper: Rute, Gelenke, Fell (Kamm), Pfoten, Kopf und den Körper im Ganzen. 

Es gibt unzählige Möglichkeiten wie diese miteinander kombiniert werden können. Auch gibt es immer verschiedene Abstufungen in den einzelnen Varianten. Je nach Aufregungsstufe kann das ganze Fell gesträubt werden, aber auch nur einzelne Teile davon. Auch beim Drohen gibt es mehrere Eskalationsstufen. Wir schauen uns das Drohen einmal genauer an:

Das Zusammenspiel der verschiedenen Kommunikationsformen

Es geht los in einer neutralen Situation, hier wird der Hund nun mit einem Reiz konfrontiert. Es beginnt die Eskalationsleiter. Der Hund startet mit dem Abwenden, Meiden und Zeigen von Stresssymptomen (Gähnen, Kratzen, etc.), dies wird weiterhin gezeigt und mit weggehen, wegdrehen oder hinlegen unterstrichen. Weiter geht es indem der Hund steif wird und beginnt die Lefzen zu kräuseln, dabei fixieren die Hunde den Reiz. Nun wird der Hund deutlicher, es kommt das Knurren, Zähne zeigen und das Verbellen hinzu. Ist der Reiz immer noch nicht entfernt geht der Hund in die aktive Drohung und fängt an Abzuschnappen (in die Luft schnappen) und geht immer mehr nach vorn. Die vorletzte Stufe ist ein gehemmter Angriff, wobei der Hund zwickt, schnappt, packt und gehemmt beißt. Und zuletzt kommt der ungehemmte Angriff, wobei der Hund ohne Hemmung zubeißt und dies auch wiederholt. 

Ihr seht, es passiert viel zwischen dem Anfang des Reizes und einem ungehemmten Biss. Wenn wir nun anfangen den Hunden das Knurren zu verbieten, nehmen wir den Hunden einen essentiellen Kommunikationskanal und er wird gegebenenfalls einige Eskalationsstufen überspringen und es wird schneller zu einem Biss kommen. 

 

Da ihr jetzt einen ersten Eindruck für die generelle Kommunikation habt, klären wir jetzt die Frage: Alles erlaubt?

Die Antwort: Nein!

Man hört immer wieder „Das klären die schon unter sich!“. Das ist schlichtweg falsch. 

Hunde müssen nicht alles allein miteinander klären, vor allem dann nicht, wenn sich diese Hunde nicht einmal kennen. Wenn der Hundehalter als Sozialpartner anfängt sich um Konflikte zu kümmern, wirkt dieser automatisch souverän und wird als Bezugsperson besser wahrgenommen. Wenn der Hund aber alles allein klärt: für was braucht er in stressigen Situationen noch seinen Menschen? Auf diesen ist demnach kein Verlass und das Vertrauen schwindet. 

Wenn Hunde in Gruppen zusammenleben (Mehrhundehaltung), dann stimmt die Aussage, dass sie viel miteinander klären müssen. Aber selbst dort nicht alles! Wo mehrere Individuen leben, entstehen Konflikte. Damit es nicht zu unnötigen Auseinandersetzungen kommt, haben die Hunde einige Strategien entwickelt, um Konflikte zu vermeiden. Man sieht in der Mehrhundehaltung oft, dass Hunde eine Konfliktsituation deeskalieren. Deeskalierendes Verhalten ist ein wichtiger Punkt in der Kommunikation. Auf diese Deeskalationen und auf das Konfliktmanagement gehen wir im nächsten Beitrag weiter ein.

Wir haben in diesem Text oft gesagt „Das kann bedeuten, dass…“, „Könnte sein, dass…“ oder ähnliches. Da die Kommunikation so ein großes Thema ist, kann man hier nichts pauschalisieren. Es kommt immer auf den Sender, Empfänger und die Situation an, wie die Kommunikation geführt wird. 

Kanntet ihr die vier Kanäle der Kommunikation? Wenn nicht, beobachtet eure Hunde in Zukunft doch mal und ordnet die Signale den Kanälen zu. 

Achtung: Bitte vermeidet im Alltag den Leinenkontakt. Durch die Hundeleine hat euer Hund eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit und eine „normale“ Kommunikation kann nicht stattfinden. Auch ein Hundehalsband, ein Hundegeschirr oder ein Hundemantel kann wichtige Signale verdecken und eventuell den anderen Hund verunsichern.

Bleibt gespannt.

Euer Florian von DogWorker Dresden